Ich war heute das erste mal in Indien
beim Arzt.
Der Grund: Ich habe mir eine
ordentliche Erkältung eingefangen und wenn ich ordentlich sage,
meine ich das auch – mit allem, was dazu gehört: Saudicke Nase,
ordentlicher Husten und die schönen Schmerzen in den Gliedmaßen.
Clever, wie ich bin hab ich natürlich auch keine entsprechenden
Medikamente eingepackt – ich fahr nach Indien, da ist es heiß, da
kriegt man so was nicht! Ganz dumme Idee.
Die Folge: Ich fühle mich ungefähr
doppelt bis dreimal so alt, wie ich bin und die wetterbedingte
schwülfeuchte Hitze/Kühle macht's nicht besser.
Wie ich das jetzt geschafft habe, weiß
ich nicht, aber es war auf jeden Fall derart offensichtlich, das ich
Krank bin, das mein Gastvater mich zum Arzt verfrachtet hat.
Nun hat man natürlich über die
Vertreter des Gewerbes, dem regelmäßig Millionen Menschen
wortwörtlich ihr Leben anvertrauen, schon so einige Geschichten
gehört – gerade über diejenigen, die in Ländern ausgebildet
wurden und praktizieren, die kein so gutes Gesundheitssystem
aufzuweisen haben, wie Deutschland.
Den ersten Vorgeschmack hab ich mir
geholt, als ich nach dem ersten ordentlichen Durchfall meine
Medikamentenbestände auffüllen wollte. Kohletabletten kriegt man
nicht und wenn man nach Isopropylalkohol zum desinfizieren des
Fieberthermometers fragt, wird man an den nächsten
Spirituosenfachhandel verwiesen. Letzteres ist vor allem auf die
Tatsachen zurückzuführen, das der Durchschnittsinder mäßig bis
sehr schlecht Englisch spricht und man auf der anderen Seite der
Theke der indischen Medikamentengeschäfte (das Wort Apotheke möchte
ich in diesem Zusammenhang gar nicht verwenden) eher selten derart
gut ausgebildetes Personal antreffen dürfte, wie in Deutschland. Es
wird einfach gefragt, was das Problem ist und eine Packung Pillen
rübergeschoben.
Um was es sich handelt, oder
Beipackzettel?
Fehlanzeige!
Glücklicherweise steht auf der
Rückseite der Tablettenverpackung immer noch drauf, was drin ist, so
das man dank Internet und Wikipedia im Zweifelsfall herausfinden
kann, ob es auch wirklich das bewirkt, was man von ihm erwartet.
Erste Feststellung: In Indien geht’s
immer gleich aufs Ganze!
Was man auf jeden Fall bekommt weiß
man eigentlich schon vorher.
Antibiotika.
Die Tabletten gegen Durchfall:
Breitbandantibiotikamix.
Was soll ich gegen meine nette, kleine
Erkältung, außer Hustensaft und Paracetamol gegen die Schmerzen
noch schlucken? Antibiotika (von dem ich noch nicht mal weiß, was es
für welches ist, da die Packung und damit auch der Text auf der
Rückseite zerschnitten ist).
Ganz verwunderlich ist es nicht.
Die meisten Krankheiten sind echt harte
Biester und gedeihen dank des Klimas gerade während des Monsuns
prächtig. Und da die meisten Leute eher nicht das Geld für eine
Laboranalyse haben dürften um festzustellen, ob das
Bretterkanllerantibiotika auch wirklich nötig ist, werden lieber
gleich die ganz harten Geschütze aufgefahren.
Ob die Spritze, die mir der Arzt
verpassen wollte wirklich Not getan hätte, wage ich schwer zu
bezweifeln, aber härtere Geschütze gibt’s wohl kaum.
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